Die Entstehungszeit der Novelle Der Tod in Venedig betrifft die Periode der Auseinandersetzung Thomas Manns mit Wagner unter dem Einfluss von Nietzsche. Die tiefe Verbindung von dem Todesgedanken Schopenhauers mit dem Liebestod Wagners, die als der Zustand des Rausches, den die Hauptpersonen bei der Befreiung von dem principium individuationis erleben, dargestellt ist, ist sowohl in den frühen Werken z.B.Die Buddenbrooks, Tristan, Der kleine Herr Friedemann als auch in Der Tod in Venedig aufrechterhalten. Das Motiv von den Totentänzen betreffend haben die Todesboten, die den Helden zum Tod führen, dieselben Merkmale wie die der frühen Werken. Die Eigentümlichkeit von Der Tod in Venedig besteht darin, dass der Zustand des Rausches mit dem Zug der Bacchanten verbunden ist, und dadurch das Mittelalterlich-Christliche und das Heidnisch-Mythische vermischt werden. Tadzio, der am Anfang als die Verkörperung des Apollinischen erscheint, ist auch einer der Todesboten. Bei dem Schau der vier Musikanten, der uns an das Motiv der christlichen Totentänze am stärksten erinnern lässt, spielt der Held selber die Rolle des Todesboten. Danach gerät er im Traum in den Rauschzustand und wird in den Zug der Bacchanten aufgenommen. Der Rausch bedeutet hier nicht nur den Tod im Sinne der Befreiung von dem principium individuationis Schopenauers, sondern auch den Zustand, in dem der Held sein wahres Bild und sein Schicksal erkennt. Die Todesboten führen den Helden zu der geheimen Wahrheit, wie beim Totentanz der Tod den Lebendigen seine hinter der Affektiertheit versteckte wahre Gestalt anblicken lässt.